KN19 Lied ohne Name [1918]
für zwei Fagotte — Lied ohne Name for two bassoons
Titel: Da das Stück zu Lebzeiten Strawinskys nicht veröffentlicht wurde, gibt es keinen autorisierten Originaltitel. Der Drucktitel von Boosey & Hawkes 1997 mischt Deutsch und Englisch LIED OHNE NAME / for two bassoons. Strawinsky selbst schrieb in der einzigen erhaltenen Quelle, die sich als Reinschrift im sogenannten „Skizzenbuch VI“ findet, LIED OHNE NAME / für zwei Fagotten. Deutsche Arbeiten verbesssern Strawinskys Textfehler in Lied ohne Namen für zwei Fagotte. Der Titel wurde vom deutschen Biedermeier-Klavierstücktyp Lied ohne Worte abgeleitet.
Stil: Das Fagottstück entstand im Umfeld der Komposition der Geschichte vom Soldaten. Die ganz schlichte Arbeit im Umfang von 28 Zweiviertel-Takten entspricht eher russischer Lieddiktion und kann als Orchesterstudie für zwei Fagotte charakterisiert werden. Ob es sich um einen Skizzen-Entwurf, eine Studie, ein endkomponiertes und einem Privatmann ausgehändigtes oder nicht abgerufenes, ein vergessenes oder ein schließlich verworfenes Stück handelt, bleibt der Spekulation überlassen.
Entstanden: 1918; die Reinschrift ist nicht datiert, wohl aber von Strawinsky in alter Druck-Majuskelschrift mit eingefügten Schreibschriftbuchstaben gezeichnet Игорь Стравинскій.
Uraufführung: am 30. Oktober 1979 in der Queen Elizabeth Hall von London durch die beiden Fagottisten J. Price und J. Graham.
Bemerkungen: Über den Anlass zur Komposition dieser Miniatur ist bislang nichts bekanntgeworden. Doch hat Strawinsky gerade in dieser Zeit mehrfach kleine Stücke komponiert. Sie dienten als Albumblätter, Kinderstücke, Geschenke, Gelegenheitsveröffentlichungen, sogar als Honorarersatz.
Fassungen: Das Stück wurde 1979 von Peter Wastall für seine Fagott-Schule Learn As You Play ausgegraben, die bei Boosey & Hawkes erschien und in die er neben methodischen Anweisungen für das Fagottspiel und den üblichen Fagottübungen auch kleinere Konzertstücke aufnahm. Boosey & Hawkes brachte 1997 unter der Editions-Nummer WBB 17 (ISMN M-051–57017-1) einen selbständigen amerikanischen Nachdruck heraus, der aus einer Titelseite, einer fünfzeiligen Erläuterungsseite, einer Seite Notentext und einer Seite mit Werbung besteht. Boosey & Hawkes hatte zuvor schon eine von Morelli herausgegebene Sammlung schwieriger Fagott– und Kontrafagott-Stellen aus Strawinskyschen Kompositionen veröffentlicht.
Autograph: Das Skizzenbuch VI befindet sich in der Paul Sacher Stiftung Basel.
K Catalog: Annotated Catalog of Works and Work Editions of Igor Strawinsky till 1971, revised version 2014 and ongoing, by Helmut Kirchmeyer.
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